Im April 1925 gründet Otto Dämmrich das Unternehmen am Eingang des Weißenborner Mühltals als „Otto Dämmrich, Holzwaren-Fabrikation“.
Die nunmehr fast 100-jährige Firmengeschichte beginnt mit der Produktion von Holzrechen und Holzböcken. Hinzu kommt ein florierender Handel mit Holzwaren aller Art, wie Wäschepfähle, Wäschestützen, Schafraufen, Backmulden …sämtliche Waren werden in Weißenborn und den umliegenden Gemeinden produziert, dem „Thüringer Holzland“.
Anfang der 1930er verlagert sich die Produktion von der Werkstatt am Wohnhaus auf ein zugewiesenes Feldgrundstück an der späteren Karl-Liebknecht-Straße und heutigen Eisenberger Straße.
Zu dieser Zeit beginnt Otto Dämmrich erstmalig mit der Herstellung von Sprossen-Holzanlegeleitern - zunächst unter freiem Himmel.
Neben der Belieferung von gewerblichen Kunden und Händlern fährt Otto Dämmrich auch über die Dörfer im Umland von Leipzig / Halle bis kurz vor Berlin „auf den Handel“, um dort seine Waren feilzubieten.
Aus diesem Grund eröffnet er Anfang der 30er Jahre das „Thüringer Holzwaren-Geschäft“ in Eilenburg, Bergstraße 64, wo er mit seiner Ehefrau und den 3 Söhnen bis kurz vor Kriegsausbruch lebt.
Nach Rückkehr aus dem Krieg 1948 beginnt Otto Dämmrich das Geschäft ein zweites Mal aufzubauen, denn die Bretterwerkstatt und sämtliches Material wurden durch Fliegerbeschuss zerstört. Nach und nach entsteht eine gemauerte Werkstatt. Für den fahrenden Handel wird ein Mercedes LKW angeschafft, welcher einen Spezialaufbau für Leitern erhält.
Der Start für den Nachfolger fällt schwer. Die Planwirtschaft in der DDR ist staatlich verwaltet und gelenkt. Der Bedarf der Volkswirtschaft wird ebenso wie der Handel durch eine zentrale Instanz festgelegt. Für Karl Dämmrich bedeutet dies, dass er seine gefertigten Leitern ausschließlich an Privatkunden und nicht an Betriebe verkaufen darf. Außerdem wird aufgrund der Mangelwirtschaft Vieles kontingentiert, u.a. Holz und Sprit für Betriebe.
Sozialistische Betriebe sind, ebenso wie Privatbetriebe, stark in ihrer unternehmerischen Freiheit eingeschränkt. Und Not macht bekanntlich erfinderisch. Man findet Wege, die sozialistische Planwirtschaft zu umgehen. Oftmals werden die Leitern mit Naturalien bezahlt.
Neben diesen Problemen treibt Karl Dämmrich die Angst vor Enteignung um. Bis 1972 gibt es in der DDR noch rund 11.000 privat geführte Unternehmen - ein Dorn im Auge der sozialistischen Staatsführung. Im Februar 1972 veranlasst die Regierung unter Erich Honecker die zweite Welle der Verstaatlichung.
Doch das Familienunternehmen hat Glück, bleibt verschont - und Anfang der 1980er beruhigt sich die Lage.
Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, wird die Produktion erweitert, Mitarbeiter eingestellt und in neue Maschinen investiert. Kaufen kann man diese Maschinen, speziell für die Holzleiterproduktion, in der DDR nicht - deshalb lässt Karl Dämmrich diese nach eigenen Ideen, eigener Entwicklung und eigener Zeichnung bauen. Eine schwierige Aufgabe in der ehemaligen DDR - und oft dauert es mehrere Jahre von der Idee bis zur Inbetriebnahme.
Karl Dämmrich führt das Unternehmen „mit Leib und Seele“, ist morgens der Erste, Abends der Letzte und fasst am liebsten überall selbst mit an.
Schnell erkennt der Firmeninhaber, dass diese Form des Verkaufs / Vertriebs in der Marktwirtschaft keine Zukunft hat und beginnt mit dem Aufbau gewerblicher Kunden - größere Bauunternehmen, Baufachhandel, Malerfachbetriebe und sonstige Wiederverkäufer.
1995 steigt der Sohn Roger Dämmrich in das Familienunternehmen ein und führt den Betrieb seit 2002 als selbständiger Unternehmer mit dem Firmennamen „Dämmrich Leitern“.
Weitere Investitionen erhöhen die Produktionsmengen, die Produktpalette wird erweitert.
Neben den herkömmlichen Anlegeleitern aus Holz werden nun auch Sprossen-Stehleitern, Klappböcke, Dachleitern und spezielle Stufenleitern für den europäischen Markt gefertigt.
2020 eröffnet das Unternehmen einen zweiten, teils automatisierten Produktionsstandort und verlagert die Herstellung der Sprossen-Stehleitern und Klappböcke in die neue Werkhalle.
Im Jahr 2021 wird die Produktionsanlage um Stufen-Stehleitern erweitert.
Dämmrich Leitern beschäftigt heute 13 Arbeitnehmer in der Produktion und 2 Mitarbeiterinnen in der Buchhaltung und gehört zu den führenden Herstellern von Holzleitern in Deutschland.
Das Thüringer Holzland ist eine Hügellandschaft im Osten Thüringens. Die Gegend befindet sich auf einer unfruchtbaren Sandsteinplatte wodurch, aufgrund fehlender Landwirtschaft, die ausgedehnten Waldgebiete erhalten blieben. Diese werden seit jeher intensiv forstwirtschaftlich genutzt, dienen darüber hinaus aber auch als Naherholungsgebiete. Zum Holzland gehören folgende Gemeinden: Hermsdorf, Klosterlausnitz, Oberndorf, Reichenbach, Schleifreisen, St. Gangloff, Tautenhain und Weißenborn.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Thüringer_Holzland)
Mehr zum Holzland und Umgebung sowie Ausflugs-, Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten erfahren sie beim Tourismusverband unter nachfolgendem Link.
Der Beruf des Leitermachers dürfte sich bei uns kaum vor dem 17. Jahrhundert herausgebildet haben. Im Kirchenregister von Klosterlausnitz jedenfalls ist ein Leitermacher erstmals 1676 genannt. Bad Klosterlausnitz ist eins von acht Dörfern im Städtedreieck Eisenberg, Stadtroda, Gera, das als Thüringer Holzland bekannt ist. In keinem anderen Gebiet Deutschlands konzentrierten sich im 18. und 19. Jahrhundert so viele Rechenmacher, Schafraufenmacher, Karrenmacher, Muldenhauuer und Leitermacher wie hier.
Schirrmacher war der Sammelbegriff für diese Holzverarbeitungsberufe.
Dort, wo die Landwirtschaft nicht ertragreich genug war, suchten sich die Menschen in den Dörfern zusätzliche Erwerbsquellen.
Sie nutzten den Wald und stellten verschiedene Gebrauchsgegenstände her. Bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts ernährten sich rund zwei Drittel der Einwohner der Holzlanddörfer vom Herstellen und dem Vertrieb von Holzgegenständen und anderen Waldprodukten.
Zentrum der Sprossenleiterherstellung wurde Weißenborn …
aus „Landeskunde des Herzogtums Sachsen-Altenburg: Vor jedem Hause lag Holz aufgestapelt. Stämme, Stöcke, Klötze, Scheite oder Reisig, in den Höfen, Scheunen und teilweise auch in den Stuben waren die Männer beschäftigt, aus diesem Holze allerhand Gerätschaften zu fertigen, wie Besen, Schindeln, Dachspäne, Warenbretter, Wäschestützen, Rechen, Leitern.“
Die Leitermacher haben sich meist spezialisiert. Zu Beginn gab es nur die Sprossenleitermacher und etwa ab 1890 Gerüstleitermacher. 1927 zählte Weißenborn 56 Leitermacher.
Heute gibt es im Thüringer Holzland nur noch wenige Leitermacher, größtenteils in dritter oder vierter Generation.
Die Leitern werden teils noch immer handwerksmäßig hergestellt.
Aber auch in diesem Gewerbe hat der Fortschritt Einzug gehalten und die Leitern werden überwiegend maschinell/ industriell produziert.
Nach wie vor ist die Tätigkeit des Holzleitermachers kein anerkannter Handwerksberuf, sondern stellt ein handwerksähnliches Gewerbe dar, welches ohne besondere Qualifikation, wie Meister- oder Gesellenprüfung selbständig ausgeübt werden darf.
(Quelle: https://berufe-dieser-welt.de/leitermacher/)
Weitere Informationen zum Beruf des Leitermachers und den Traditionen im Holzland erfahren Sie auch in der Doku: „Die Leitermacher aus dem Holzland - Sprosse um Sprosse“ des MDR, aus der Reihe „Der Osten - Entdecke wo du lebst.“
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